Dorothea Dieckmann: GUANTÀNAMO
"Eingepackt, wegtransportiert, aus dem Flugzeug geworfen, wieder ausgepackt, neu verschnürt, die Hände in wattierte Handschuhe gesteckt, Augen und Ohren zugeklebt, eine Mütze auf den Kopf gesetzt, Mund und Nase vehüllt, auf den Boden geworfen, liegen gelassen, schief in sich selbst verwickeltes, geballtes Fleisch."
Rashid ist aus Hamburg. Als er nach dem Afghanistan-Krieg nach Indien reist, um eine Erbschaft von seiner Grossmutter anzutreten, schliesst er sich einem jungen Afghanen an und fährt weiter nach Pakistan, wo er in eine antiamerikanische Demonstration gerät. Er wird festgenommen und nach zwei Gefängnisnächten im Laderaum eines Flugzeuges auf den kubanischen Stützpunkt der USA geflogen.
Rashid durchlebt Angst, Lähmung, Resignation und rauschhafte Indentifikation mit seinen moslemischen Mitgefangenen. Seine amerikanischen Bewacher hasst er nicht. Schuldig gesprochen ohne Anklage und Verteidigung, muss er wach und stark bleiben, um zu überleben, Tag für Tag!
Ein literarisches Experiment auf der Grundlage minutiöser recherche. Ein fiktionaler Text, doch in jeder Einzelheit durch die Gegenwartsgeschichte beglaubigt. Ein spannender, fast unglaublicher Text von grosser, immaginativer Kraft. (KLETT-COTTA)