Durchbruch oder nicht?
Viele meiner Freunde sprechen mich immer wieder auf den zweiten "Runden Tisch" an, der am 26. Oktober 2013 in Bern stattfand und gratulieren mir zum Durchbruch (obwohl ich gar nicht am Runden Tisch sitze). Endlich, sagen sie, zeige die offizielle Schweiz Herz und spreche im Rahmen eines Härtefallfonds Zahlungen an die bedürftigen Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen. Die Medien haben diese positive Meldung aus dem Dunstkreis des EJPD ungefiltert weitertransportiert, ganz so, wie es ein Teil der "Rundentischmacher" wohl haben wollten. Die Nachricht sitzt und niemand hat es für nötig befunden, dagegen anzuschreiben. Schauen wir uns doch mal die Titel in den Zeitungen an: "Durchbruch am Runden Tisch". "Opfer werden entschädigt". "Endlich Genugtuung", "Erste Resultate", "Die Arbeiten schreiten zügig voran" usw. Und keine Zeitung, kein Radio und keine Fernsehanstalt hat es für nötig befunden, den frühen und meiner Meinung nach feigen Rücktritt des von Sommaruga's Gnaden vor erst sieben Monaten mit grossem Tamtam eingesetzten Delegierten zu melden, geschweige denn zu kommentieren. Halten wir also fest: Nichts von Belang ist bis heute geschehen. Noch ist kein Rappen und kein Franken für die Opfer locker gemacht worden. Denn wenn es ums Zahlen geht, dann schweigen sie alle, die Kirchen, die Verbände, die Gemeinden, die Kantone, und auch der Bund. Obwohl es diese "Koalition der Verantwortlichen" ist, die endlich den ersten "Zahlstein" werfen sollte. Immerhin, im entwerfen von Medienmitteilungen sind sie alle Profis. Doch darüber hinaus bleibt ein jämmerliches Nichts.
Und noch ein Gedanke: Mir scheint, dass der Runde Tisch immer mehr zu einer monetären Börse verkommt, wo nur noch um Geld gefeilscht wird. Das ist meiner Meinung nach sehr gefährlich, denn es lässt womöglich viele enttäuschte Verlierer und Verliererinnen (auf der Opferseite) zurück, die Hoffnung hegen, auch ein paar Brosamen zu erhaschen. Jahrzehnte lang wurden Verding- und Heimkinder und andere Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen ohne anwaltschaftlichen Beistand alleine gelassen. Die Gesellschaft schwieg sich viele Jahre darüber aus. Und was so lange von dieser Gesellschaft geduldet und später verdrängt wurde, braucht für eine gründliche Aufarbeitung Zeit und Geduld. Nehmen wir uns also diese Zeit und fordern wir diese Zeit auch ein. Wir dürfen uns nicht drängen lassen von Kreisen, die alles am liebsten so rasch wie möglich erledigt und archiviert sehen wollen. Der "Runde Tisch" soll so lange bestehen bleiben, bis der letzte Rest der dunklen Geschichte erhellt ist und bis all die berechtigten Forderungen der Opfer erfüllt sind! Dafür ist der Runde Tisch geschaffen worden und dafür ist er da!