Evangelikale Aufarbeitung!

23.02.2016 20:52

Evangelikale Aufarbeitung!

Ich habe mich immer gewundert, dass das Thema der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen so geschliffen und lautlos an der Evangelischen Kirche der Schweiz vorbei schrammen konnte. Waren sie nicht beteiligt? Haben sie es besser gemacht? Gab es überhaupt Heime auf evangelischem Boden? 

Die Katholiken haben  ihr Fell zu Recht schon längst abbekommen. Stichwort Fischingen und so! Denn immer, wenn die Missbrauchsdiskussion rund um fremdplatzierte Knaben und Mädchen in den Medien auftaucht, spielt die Katholische Kirche darin eine Hauptrolle.

Und die Reformierten? Unschuldslämmer? Mit nichten. Nebst den Maria Hilfs, den Guten Hirten,  den barmherzigen Brüdern und allen anderen, die ein Jesus-Herz für die schwachen und bemitleidenswerten Kinder hatten,  operierten auf diesem Gebiet auch evangelikale Vereinigungen. Ihr Ziel: Evangelische Mission auf dem Buckel der Schwächsten! Ein Beispiel: Die Stiftung “Gott hilft”. Der Name ist Programm. Seit hundert Jahren nimmt sich diese fundamental- evangelikale Vereinigung Kinder an, erzieht sie, bildet sie, aber immer in Gottes Namen und in Gottes Auftrag.  Kinder aus armen  Schichten die sich gegen diesen religiösen Übergriff nicht wehren können.  

Und dann, im April  dieses Jahres endlich das comming out! “Die Rolle der reformierten Kirchen in der damaligen Heim und Verdingkinderpraxis”, so der Titel der Tagung!.  Wie toll würde man meinen. Die reformierte Kirche der Schweiz bekennt sich. Sie will gut machen, was sie nicht gut gemacht hat. Sie entschuldigt sich!

Doch weit gefehlt. Auf der Rednerliste kein einziges Opfer. Keine Betroffene, kein Betroffener. Nur die etablierte historische Wissenschaft und mittendrin der Delegierte des Bundesrates.  Ein gegenseitiges beweihräuchern und Schulterklopfen? Wie beschämend! Der einzige Betroffene erscheint auf dem Flyer in Form eines Fotos von Paul Senn. Der Bub mit den Märzetüpfeli. Wie herzig!

https://www.kirchenbund.ch/de/verdingkinder