Lukas Bärfuss: Koala
Ein ganz gewohnlicher Mensch, sein ganz gewöhnliches Leben und sein ganz gewöhnliches Ende. Aber nichts an dieser Geschichte in Lukas Bärfuss' neuem Roman will uns gewöhnlich scheinen. Denn das erzählte Ende ist ein Suizid, und der ihn verübt hat ist sein Bruder.
Bärfuss spürt dem Schicksal des Bruders nach, über das er zunächst wenig weiss. Und er begegnet einem grossen Schweigen. Das Thema scheint von einem Tabu umstellt. Und von einem Geheimnis. Warum nannten seine Freunde den Bruder Koala? Wie kam er zu diesem Namen? Und hat vielleicht der Name das Schicksal des Bruders mitbestimmt? Wird ein Mensch seinem Namen ähnlich?
Die Geschichte der Tierart in Australien, die heute vor der Ausrottung steht, gerät in den Blick des Autors, und so ist das Buch auch eine Naturgeschichte über den Umgang des Menschen mit dem anderen Menschen, mit der Kreatur, dem Tier, mit Gewalt überhaupt.
Wallstein, 2014