Max Frisch: Aus dem Berliner Journal
Das lange gesperrte Tagebuch erstmals veröffentlicht!
"Seit ich die Notizen, die anfallen, in ein Ringheft einlege, merke ich schon meine Scham; ein Zeichen, dass ich beim Schreiben schon an den öffentlichen Leser denke, gleichviel wann es dazu kommen könnte. Und mit der Scham gleichzeitig auch die Rücksicht auf andere, die auch tückisch sein kann, verholen, vorallem doch wieder ein Selbstschutz; ich schreibe nicht: Paul ist ein Arschloch. Punkt. Damit wäre ich ja ungerecht."
Das Berliner Journal ist einer der grossen Schätze aus Frischs Nachlass, von ihm selbst mit einer Sperrfrist von zwanzig Jahren nach seinem Tod versehen, der "privaten Sachen" wegen, die er darin verzeichnete. Nun wird es erstmals in Auszügen publiziert, nun ist der unverwechselbare Frisch wieder da: Illusionslos und voller Zweifel im Ton, mit lustvoll scharfem Blick auf die Welt und das Leben.