"Niemandskinder" - Erziehung in den Heimen der Stiftung "Gott hilft"
Heimkinder galten im frühen 20. Jahrhundert als "verstockt". Später wurden sie als "verhaltensauffällig" beschrieben. Heute bezeichnet sie die Forschung oft als traumatisiert. Haben sich die Kinder so gewandelt, oder änderte sich der gesellschaftliche Blick auf sie? Anhand der Kinderheime der Bündner Stiftung "Gott hilft" geht die Autorin diesen Fragen nach.
In den Heimen sollten die Kinder "wie in einer Familie" aufwachsen - so wollte es die Stiftung, aber auch die Gesellschaft. Die "Heimmütter" übersahen dabei die Loyialitätskonflikte, in denen sie die Kinder stürzten, die ja meist Eltern hatten. Viel guter Wille, auch Liebe, aber ebenso Gewalt, mangelndes Wissen und èberforderung prägten den harten Arbeitsalltag der Kinder und ihrer Erziehenden. Erst ab 1965 versachaffte eine Ausbildung den Mitarbeitenden methodisches Wissen und die Kinder wurden von der Feldarbeit entlastet. Schulisches Lernen, Sport oder Spiel dominierten den Alltag. Die Kindheit glitt in einen Schonraum, nicht nur im Kinderheim.
Desetina, 2016