Offener Brief an die Koalition der Verantwortlichen am Runden Tisch!

23.10.2013 11:00




Sehr geehrte Damen und Herren

 

  • Die Vertreter der Wissenschaft am Runden Tisch haben ihre Empfehlungen für eine wissenschaftliche Aufarbeitung fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen, abgeliefert. Ihre Lösungsvorschläge liegen dem Runden Tisch vor.

 

  • Der Zwischenbericht des Schweizerischen Institut für Rechtsvergleichung (SIR) und die vom Bundesamt für Justiz (BJ) erstellte Übersicht über mögliche Lösungsansätze zugunsten von Personen die vor 1981 von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen betroffen waren, liegen dem Runden Tisch ebenfalls vor.

 

 

  • Zur Diskussion stehen auch die Empfehlungen der Archivdirektorenkonferenz über das Recht der Opfer auf uneingeschränkte Akteneinsicht.

 

Sie sind als Vertreterin und als Vertreter der Behörden (Bund, Kantone, Gemeinden), der Kirchen und der Verbände an den Runden Tisch delegiert worden.

Sie bilden gemeinsam die „Koalition der Verantwortlichen“.

Sie sind sich der Verantwortung bewusst, die Sie mit dem Einsitz am "Runden Tisch" auf sich genommen haben.

Sie sitzen am Runden Tisch Opfern gegenüber, die nach langen Jahren behördlicher und gesellschaftlicher Ignoranz endlich angehört und ernst genommen werden wollen.

Sie sitzen Opfern gegenüber, die hohe Erwartungen an Sie haben. Denn Sie, die "Koalition der Verantwortlichen" sind es, die Gewicht und Einfluss haben, um die nötigen Weichenstellungen vorzunehmen, damit das begangene Unrecht an Tausenden von Verding- und Heimkindern, an eugenisch behandelten Menschen, an Zwangsadoptierten und an administrativ versorgten Kindern und Jugendlichen nicht nur entschuldigt, sondern redlich und ehrlich aufgearbeitet und, so überhaupt möglich, wieder gut gemacht wird.

Machen Sie einen Schritt auf die Opfer zu, hören Sie, was sie zu sagen haben und beweisen sie ihnen, dass Sie sich ernsthaft für die gerechte Sache der Rehabilitierung dieser von Behörden, Kirchen und Verbänden so schändlich im Stich gelassenen Menschen einsetzen wollen.

Der "Runde Tisch" darf nicht scheitern! Denn das  würde bei vielen Opfern vernarbte Wunden wieder aufreissen und eine Re-Traumatisierung in Gang setzen. Mit fatalen Folgen für die betroffenen Menschen!

Übermorgen kommen Sie zur zweiten Sitzung des Runden Tisches zusammen. Es liegen konkrete Anträge von Opfervereinigungen und Opfern vor, sowie auch ein konkreter Antrag aus Ihren Reihen. Ich hoffe sehr, und diese Hoffnung verbindet mich mit vielen Opfern draussen im Lande, dass nun endlich konkrete Beschlüsse gefasst werden, insbesondere auch, was die dringliche Einrichtung eines Härtefallfonds betrifft. Sie haben die Kompetenz, diesen Härtefallfonds einzurichten und ihn mit den nötigen finanziellen Mitteln auszustatten. 

Die vielen Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen, die heute immer noch unschuldig einsam und in bitterer Armut leben, dürfen nicht länger vertröstet werden. Sie brauchen dringend die materielle Hilfe und die therapeutische Unterstützung, die ihnen ein würdevolles Alter ermöglicht.

Fällen sie am nächsten Freitag mutige Entscheide! Zeigen sie Herz und handeln Sie. Alles andere wäre für die Betroffenen zu tiefst enttäuschend.

Ich danke Ihnen!