WARUM?
Häufig sehe ich mich in den letzten Wochen und Monaten mit Erfahrungsberichten von ehemaligen Verding- und Heimkindern konfrontiert. Sie schreiben mir über ihre Erlebnisse in den Heimen oder bei Bauern, schildern mir sehr genau und detailliert ihre traurigen Kinderleben, als wollten sie sich befreien von einer Last, die sie ein Leben lang verschämt mit sich herumgetragen haben. Ja, ich selber habe in meiner Rede am Gedenkanlass die Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen dazu aufgerufen und ermuntert, unsere Geschichten zu erzählen und öffentlich zu machen. Es ist nicht Wut, die sich in den Worten der Opfer spiegelt, es sind vielmehr Fragen nach dem WARUM? Denn bis heute haben sie, haben wir, noch keine gültigen und ehrlichen Antworten darüber bekommen, weshalb uns das angetan wurde. Stellvertretend für die vielen Mails und Briefe die mich erreicht haben, hier ein Auszug aus dem Schreiben eines Mannes, der fast sein ganzen Kinder- und Jugendleben in Heimen verbringen musste und der, als 45jähriger, zurück von einem Besuch bei seinen damaligen Heimeltern, auf das WARUM? noch immer keine Antwort bekommen hat: