Wiederholungen! Beitrag zum Themenheft des Sozialpädagogischen Zentrum Hirslanden, 2012!
Wiederholungen!
Es ist wirklich nicht lustig, wenn man die Klasse wiederholen muss. All die mitleidigen und schadenfrohen Blicke der stolzen und frisch Promovierten, grässlich! Ärgerlich auch, wenn einem der Fahrlehrer mit väterlich-mitleidiger Stimme sagt, man solle doch noch ein wenig üben, und die Prüfung später wiederholen. Schande! Am schlimmsten aber waren für mich die Wiederholungskurse im Militär. Alle Jahre wieder dieser grüne kratzige Stoff an mir, der mich aussehen ließ, als wäre ich eine Vogelscheuche im Weingarten.
Wiederholungen begleiten den Menschen Zeit seines Lebens und prägen sein Dasein auf dieser Erde. Ohne Wiederholungen kein Fortschritt und ohne Fortschritt lähmender Stillstand. Sind nicht die Jahreszeiten, die Gehzeiten, der Tag-Nacht-Rhythmus, der Lebenszyklus allgemein, alles Wiederholungen, ohne die das Fortschreiten gar nicht möglich wäre. Denn in der Wiederholung steckt Lernen und Lernen generiert Bewegung. Das wissen Schüler am besten, die immer und immer wieder Schulstoff repetieren müssen, fast bis zur Erschöpfung. Denn je mehr der Schüler Schulstoff wiederholt, desto sicherer und selbstbewusster tritt er zur Prüfung an. Wiederholungen sind in ihrer Gesamtheit gleich und doch unterscheiden sie sich voneinander. Jeder Winter z.B. ist anders, kälter, eisiger, nässer oder trockener, und doch als Winter jährlich wiederholt.
Das Leben an sich ist eine wunderbare Wiederholung. Es kommt das Bébé zur Welt, schreit sich erwachsen und schreitet als Homo sapiens durch alle Unwägbarkeiten die das Leben bereit hält, um irgendwann wieder von dieser Welt zu gehen. Es schließt sich der Kreislauf, während anderswo ein neuer beginnt. Oder wie es Johann Wolfgang von Goethe sagt:
Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muss es,
Ewig wechselnd.
Eine Wiederholung eben!